Home
Logo

Tapas! Erwecke Das Feuer In Dir...

Balasana: Zeichnung von Alexandra Kornienko

Im Yoga gibt es eine Haltung, welche „Balasana“ oder „Stellung des Kindes“ genannt wird. Eine beruihgende Stellung, die ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt und uns erdet. In dieser Position besinnen wir uns, finden zurück zu uns selbst. Auch das Praktizieren von Pratyahara (Rückzug der Sinne) fällt uns leichter. So bringen wir Geist und Gemüt zur Ruhe. Auf körperlicher Ebene wird der Nacken und die Wirbelsäule gedehnt-ein schöner Ausgleich nach sanften Rückbeugen.

All diese positiven Effekte vergehen jedoch, versucht man diese anscheinend sehr entspannte Position für längere Zeit zu halten. Aus entspannt wird plötzlich Krampf und Kampf!

In meinem Fall waren es 25 Minuten im Zuge einer Sketch Session der Sketch Group Vienna. Da ich nach meinen verschiedenen Shortposings (2- 3 Minuten) Ruhe und Entspannung gut brauchen konnte, habe ich mich für Balasana als letzte Position entschieden. Leider sind mir sehr schnell die Füße eingeschlafen, da ich direkt auf meinen Fersen saß. Der Schweinehund lief nicht nur auf mich zu, sondern überrante mich beinahe. Doch Aufgeben kam nicht in Frage!

Trotz tauber Beine bin ich also reglos in der Position verharrt. Ich hatte den gleichen Kampf durchzustehen, den ich bei jeder Meditation kämpfe (Schlammschlacht mit dem Schweinehund). Gedanken schwirren unsortiert durch den Kopf und bald sind nicht nur mehr die Beine taub, sondern es juckt einem auch noch die Nase....Wie hält man durch? Wie gewinnt man den Kampf?

Tapas! (Selbstdisziplin)-dieses Feuer in uns, das uns dazu bringt, etwas zu erreichen und dafür auch schwierige Situationen durchzustehen.

Eine der meistunterschätzten Eigenschaften im Yoga, denn Yoga ist heute meißt gleichbedeudent mit Wellness und Entspannung. Das finde ich auch völlig in Ordnung und richtig! Aber das Leben ist nun mal nicht immer ein glitzender Einhornponyhof-manchmal muss es auch heißen: ohne Fleiß kein Preis.

Auch ich habe Yoga früher ausschließlich im Sinne der Entspannungsschiene praktiziert. Ich kannte es ja auch gar nicht anders als den für mich bequemen Weg zu gehen; ohne mir Gedanken über Herausforderungen zu machen. Von Kindheitstagen an wurde mir nichts Anderes beigebracht. Ich erinnere mich an zahlreiche Musikinstrumente, die mangels Durchhaltevermögen nach 2 Wochen in der Abstellkammer ihr Ende fanden. Oder daran, dass ich im Sportunterricht auch immer einen Pokal, Glitzeranstecknadel, Urkunde, etc. bekommen habe, auch wenn ich Letzter war. In meiner Erinnerung durfte in dieser Zeit kein Kind „Verlierer“ sein.

Ich frage mich Warum? Als Kind hätte ich diese Situation, das Verlieren, emotional besser weggesteckt als heute. Außerdem hätte ich natürlich etwas dabei gelernt. Wenn ich auch einen Pokal, Glitzeranstecknadel, Urkunde oder Ähnliches haben will, muss ich mich beim nächsten Mal mehr anstrengen, einen anderen Weg gehen, die Herausforderung annehmen!

So hätte ich wahrscheinlich die Fähigkeit zur Selbstdisziplin nicht erst im Ashtanga Yoga lernen müssen.

Danke Ashtanga Yoga: für die Selbstdisziplin, die mich (fast) jeden Tag auf die Matte führt, egal ob ich nun Lust und Laune habe oder nicht-die mich jede Position durchstehen lässt, egal ob ich sie mag/kann oder nicht mag/kann, sondern einfach deshalb, weil sie jetzt an der Reihe ist.

Yoga hat mir beigebracht, Dinge auch mal durchzustehen-nicht immer nur die Rosinen raus zu picken (wer will die schon), indem ich z.B. nur die Positionen übe, die ich gut beherrsche.

Diese neu erlangte Fähigkeit zur Selbstdisziplin hilft mir natürlich auch bei vielen alltäglichen Dingen. Ich muss nicht jede Tafel Schokolade essen, Flasche Bier trinken oder Zigarette rauchen die mir in die Quere kommt.

Ich kann schwierige Situationen auch mal einfach aushalten und bekomme manchmal auch eine Belohnung dafür-wie in diesem Fall- wunderschöne Zeichnungen.