Filmtipp: Shambhala - ein nepalesischer Film
23. September 2024
Während wir täglich den Weg zwischen Zuhause und der Arbeit bestreiten, begibt sich die schwangere Pema in »Shambhala« auf eine ganz besondere Reise: Eine spirituelle Suche durch den Himalaya.
Es ist der erste nepalesische Film, der im Wettbewerb der Berlinale 2024 lief. Regisseur Min Bahadur Bham vermischt meisterhaft Tradition und Moderne und bringt eine unbekannte Kultur sowie die beeindruckende Himalaya-Landschaft auf die Leinwand. Zugleich zeigt er mit Pema eine unverwechselbare, starke und moderne weibliche Hauptfigur.
Zum Inhalt
Die schwangere Pema lebt mit ihren drei Ehemännern in der höchstgelegenen Siedlung der Welt im nepalesischen Himalaya. Es ist einer der letzten Orte, an dem es noch die alte Tradition der Polyandrie gibt. Als ihr erster Ehemann Tashi auf der Handelsroute nach Lhasa verschwindet und das Gerücht umgeht, Pemas Kind wäre von einem fremden Mann, scheint das junge Glück in Gefahr.
Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Mönch Karma, begibt sich Pema in die unbarmherzige Wildnis auf die Suche nach ihrem geliebten Tashi. Ihre Reise führt zu einer spirituellen Selbstfindung und Befreiung, an deren Ziel Pemas wahre Bestimmung wartet: Shambhala.
Wird sie das alte Königreich finden, in dem laut der Legende Mensch und Natur im Einklang mit dem Geist sind?
Im Gespräch mit dem Regisseur Min Bahadur Bham
Der Film wurde an Orten gedreht, die 4.200 bis 6.000 m über dem Meeresspiegel liegen. Welche Herausforderungen gab es in dieser Höhenlage? Wie veränderte sie das Erscheinungsbild und die Atmosphäre des Films?
»Shambhala« in dieser Höhenlage zu drehen, stellte uns vor beträchtliche Herausforderungen. Es fühlte sich an, als würde man auf dem Mond mit einer Kamera zu kämpfen haben. Jeder Atemzug fiel schwer, und das Wetter konnte von einem Moment zum anderen umschlagen, aus Sonnenschein wurde plötzlich Sturm. Ich erinnere mich an viele Gelegenheiten, in denen der Wind drohte, das Zelt, in dem unsere Crew untergebracht war, zu zerstören, oder in denen heftiger Schneefall fast unsere Ausrüstung begrub.
Dennoch wurden gerade diese Herausforderungen zu einem integralen Bestandteil des Films. Die dünne Luft in dieser extremen Höhe schärfte unseren Blick für die majestätischen Berge des Himalaya. Die Landschaft in ihrer rauen Schönheit, mit einer Nähe zum Himmel, die fast unmöglich scheint, wurde zu einer Metapher. Sie spiegelte den unerschütterlichen, allen Widerständen trotzenden Willen der Protagonistin wider.
Den Weg, den die Protagonistin des Films in den Bergen des Himalaya auf sich nimmt, wird mit einer Mischung aus langen Einstellungen mit einer fest montierten Kamera und Handkameraaufnahmen erzählt. Das gibt dem Film eine meditative Atmosphäre, die den Zuschauer in den Bann zieht. Wie trägt diese Herangehensweise zur Geschichte bei? Ist sie vom Buddhismus beeinflusst?
Es stimmt, die Reise der Protagonistin im Himalaya wurde abwechselnd mit langen Einstellungen und mit der Handkamera gefilmt. Diese stilistische Entscheidung wurde nicht willkürlich getroffen. Ziel war es, Pemas Innenleben widerzuspiegeln. Die sich langsam verändernde Landschaft, die wir in kontemplativen Bildern eingefangen haben, lädt das Publikum dazu ein, Pemas emotionale Landschaften zu entdecken, ihre Einsamkeit und Selbstreflektion aus erster Hand mitzuerleben.
Der Film ist von der buddhistischen Philosophie inspiriert, vor allem von den Vorstellungen von Vergänglichkeit und Achtsamkeit. Diese philosophischen Grundsätze finden in der visuellen Sprache des Films ihr Echo, z. B. in der stillen Ästhetik der Gebetsfähnchen und in den Bildern des ständig wechselnden Gebirgspanoramas. Aber man kann nicht von einer strengen Einhaltung von buddhistischen Dogmen sprechen, sondern von einer Fusion verschiedener Einflüsse, die sich schließlich im visuellen Stil des Films niederschlägt. So entstand eine Bildsprache, die dem Himalaya eigen, aber auch zutiefst persönlich ist und eine große Sogkraft besitzt.
»Shambhala«
Regie: Min Bahadur Bham
Nepal / Frankreich / Norwegen u.a.
2024
Laufzeit: ca. 150 Min.
Sprachfassung OmU (Nepali & Tibetisch mit deutschen Untertiteln)
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Kinostart Österreich: 13. Dezember 2024
Trailer
Shambhala lief als erster nepalesischer Film 2024 im Wettbewerb der Berlinale: Regisseur Min Bahadur Bham vermischt darin Tradition und Moderne und bringt die beeindruckende Himalaya-Landschaft auf die Leinwand |
Es ist der erste nepalesische Film, der im Wettbewerb der Berlinale 2024 lief. Regisseur Min Bahadur Bham vermischt meisterhaft Tradition und Moderne und bringt eine unbekannte Kultur sowie die beeindruckende Himalaya-Landschaft auf die Leinwand. Zugleich zeigt er mit Pema eine unverwechselbare, starke und moderne weibliche Hauptfigur.
Zum Inhalt
Die schwangere Pema lebt mit ihren drei Ehemännern in der höchstgelegenen Siedlung der Welt im nepalesischen Himalaya. Es ist einer der letzten Orte, an dem es noch die alte Tradition der Polyandrie gibt. Als ihr erster Ehemann Tashi auf der Handelsroute nach Lhasa verschwindet und das Gerücht umgeht, Pemas Kind wäre von einem fremden Mann, scheint das junge Glück in Gefahr.
Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Mönch Karma, begibt sich Pema in die unbarmherzige Wildnis auf die Suche nach ihrem geliebten Tashi. Ihre Reise führt zu einer spirituellen Selbstfindung und Befreiung, an deren Ziel Pemas wahre Bestimmung wartet: Shambhala.
Wird sie das alte Königreich finden, in dem laut der Legende Mensch und Natur im Einklang mit dem Geist sind?
Im Gespräch mit dem Regisseur Min Bahadur Bham
Der Film wurde an Orten gedreht, die 4.200 bis 6.000 m über dem Meeresspiegel liegen. Welche Herausforderungen gab es in dieser Höhenlage? Wie veränderte sie das Erscheinungsbild und die Atmosphäre des Films?
»Shambhala« in dieser Höhenlage zu drehen, stellte uns vor beträchtliche Herausforderungen. Es fühlte sich an, als würde man auf dem Mond mit einer Kamera zu kämpfen haben. Jeder Atemzug fiel schwer, und das Wetter konnte von einem Moment zum anderen umschlagen, aus Sonnenschein wurde plötzlich Sturm. Ich erinnere mich an viele Gelegenheiten, in denen der Wind drohte, das Zelt, in dem unsere Crew untergebracht war, zu zerstören, oder in denen heftiger Schneefall fast unsere Ausrüstung begrub.
Dennoch wurden gerade diese Herausforderungen zu einem integralen Bestandteil des Films. Die dünne Luft in dieser extremen Höhe schärfte unseren Blick für die majestätischen Berge des Himalaya. Die Landschaft in ihrer rauen Schönheit, mit einer Nähe zum Himmel, die fast unmöglich scheint, wurde zu einer Metapher. Sie spiegelte den unerschütterlichen, allen Widerständen trotzenden Willen der Protagonistin wider.
Den Weg, den die Protagonistin des Films in den Bergen des Himalaya auf sich nimmt, wird mit einer Mischung aus langen Einstellungen mit einer fest montierten Kamera und Handkameraaufnahmen erzählt. Das gibt dem Film eine meditative Atmosphäre, die den Zuschauer in den Bann zieht. Wie trägt diese Herangehensweise zur Geschichte bei? Ist sie vom Buddhismus beeinflusst?
Es stimmt, die Reise der Protagonistin im Himalaya wurde abwechselnd mit langen Einstellungen und mit der Handkamera gefilmt. Diese stilistische Entscheidung wurde nicht willkürlich getroffen. Ziel war es, Pemas Innenleben widerzuspiegeln. Die sich langsam verändernde Landschaft, die wir in kontemplativen Bildern eingefangen haben, lädt das Publikum dazu ein, Pemas emotionale Landschaften zu entdecken, ihre Einsamkeit und Selbstreflektion aus erster Hand mitzuerleben.
Der Film ist von der buddhistischen Philosophie inspiriert, vor allem von den Vorstellungen von Vergänglichkeit und Achtsamkeit. Diese philosophischen Grundsätze finden in der visuellen Sprache des Films ihr Echo, z. B. in der stillen Ästhetik der Gebetsfähnchen und in den Bildern des ständig wechselnden Gebirgspanoramas. Aber man kann nicht von einer strengen Einhaltung von buddhistischen Dogmen sprechen, sondern von einer Fusion verschiedener Einflüsse, die sich schließlich im visuellen Stil des Films niederschlägt. So entstand eine Bildsprache, die dem Himalaya eigen, aber auch zutiefst persönlich ist und eine große Sogkraft besitzt.
»Shambhala«
Regie: Min Bahadur Bham
Nepal / Frankreich / Norwegen u.a.
2024
Laufzeit: ca. 150 Min.
Sprachfassung OmU (Nepali & Tibetisch mit deutschen Untertiteln)
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Kinostart Österreich: 13. Dezember 2024
Trailer