Gleichberechtigung im Buddhismus
![]() Die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Tenzin Palmo |
„Ich habe ein Gelübde abgelegt, die Erleuchtung als weibliches Wesen zu erlangen – egal, wie viele Lebenszeiten das braucht.“ Als die Autorin Vicki Mackenzie die britische Nonne Tenzin Palmo trifft und diesen Satz hört, ist sie wie elektrisiert und schreibt das Buch „Das Licht, das keinen Schatten wirft“. Zwölf Jahre hat Palmo sich zuvor in ein Retreat in eine Höhle im eisigen Himalaya
zurückgezogen. Danach ist der Entschluss in ihr gereift: Sie gründet ein Frauenkloster. Und kämpft entschlossen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Auf dem buddhistischen Pfad
„Loslassen. Mit diesem einen Wort lässt sich der buddhistische Pfad zusammenfassen“, sagt Tenzin Palmo. Das hat sie in ihrem eigenen Leben zur Genüge erfahren: Während einer Bombennacht im Juni 1943 kommt sie als Diane Perry im Osten Londons zur Welt. Als sie zwei Jahre alt ist, stirbt ihr Vater, ein Fischhändler. Also muss die Mutter sie und ihren älteren Bruder allein großziehen.
Diane Perry findet ihren Lehrer und wird zu Tenzin Palmo
Mit 20 macht sie sich auf den Weg nach Nordindien, auf der Suche nach einem Lehrer. Als sie 1963 Khamtrul Rinpoche begegnet, einem hohen Lama, und sich bereits im folgenden Jahr als eine der ersten westlichen Frauen zur buddhistischen Nonne ordinieren lässt, ist es zunächst wie ein Wiedersehen nach langer Zeit – und umso ernüchternder, als sie Bekanntschaft machen muss mit verkrusteten Strukturen im Buddhismus, die für Männer und Frauen unterschiedliche Unterweisungen vorsehen. Als sei der Zugang zum höheren Bewusstsein Frauen verschlossen, ist in Vergessenheit geraten, dass viele der ersten buddhistischen Lehrer weiblich waren.
Rückzug und Erkenntnis zur Gründung eines Nonnenklosters
Tenzin Palmo ist keine Frau, die sich etwas vorschreiben lässt. Für zwölf lange Jahre zieht sie sich 1976 in ein Retreat zurück. Eine Höhle, in der Palmo 3 Stunden am Tag sitzend in einer Box schläft, ein Hinlegen sieht die spirituelle Disziplin nicht vor. „Einsam habe ich mich in der ganzen Zeit nicht gefühlt, nicht eine Minute“, sagt Palmo.
Am Ende ist in ihr der Entschluss gereift, im indischen Bundesstaat Himachal
Pradesh ein Nonnenkloster zu gründen. Eines, das nicht nur den Weg in ein Leben ohne Ausbeutung ebnet, sondern die volle Ordination ermöglicht. In der buddhistischen Welt eine Revolution.
Die Unterstützung des Dalai Lama
Auch der Dalai Lama unterstützt Palmos Anliegen seit 1993, als sich die Nonne eindringlich an ihn wandte: „Nonnen starten mit so viel Enthusiasmus, aber nach und nach lässt ihre Begeisterung nach, weil ihnen Steine in den Weg gelegt
werden.“ Hingebungsvoller seien Frauen beim Lernen der buddhistischen Weisheit, sagt sie.
yogaguide meint: Wer sich für Buddhismus interessiert, eine spannende und außergewöhnliche Biographie von einer konsequenten Frau, der bei allem Engagement das Wohl aller Menschen am Herzen liegt – auch der Männer.
Über die Autorin
Vicki Mackenzie arbeitet nach ihrer Promotion an der Queensland University als Journalistin. Sie beschäftigt sich seit langem mit dem Buddhismus und war Schülerin von Lama Thubten Yeshe. Sie lebt in Australien und England. Auf Deutsch ist von ihr außerdem erschienen: „Im Westen wiedergeboren“ und „Die Wiedergeburt – Ein tibetischer Lama kehrt zurück“.
[amazon 3924045135]Broschiert: 232 Seiten, Diamant Verlag (Dezember 1996)
Größe: 21 x 13,9cm
[amazon 3924045100]Broschiert: 240 Seiten