Yogaportrait - Florian Palzinsky
Florian Palzinsky, einer der ungewöhnlichsten Yogalehrer. Lässt sich keinem bestimmten Yogastil zuordnen. Unterrichtet auf 3 Kontinenten in 14 Ländern Yoga- & Meditations-Workshops, Retreats, Yoga-Holidays, Yoga-und Meditationskurse |
Yoga Guide stellt Yogalehrende aus den unterschiedlichsten Yogarichtungen vor. Wir wollten wissen, wie sie ihren Yogaweg gefunden haben, welchen Yogastil sie unterrichten, welche Lieblingsmantras oder Yogapositionen sie haben und warum für sie Yoga wichtig ist. Jetzt im Yogaportrait: Florian Palzinsky von Simple Wisdom.
1) Wie bist Du zu Yoga oder wie ist Yoga zu Dir gekommen?
Vor mehr als 10 Jahren, als buddhistischer Mönch, unterrichtete ich
regelmäßig Meditation in den größten Männer- und Frauengefängnissen von
Sri Lanka. Eines Tages kontaktierte mich die australische Yogalehrerin
Paddy McGrath, da sie ebenfalls in den Gefängnissen unterrichten wollte.
Durch die spirituelle Freundschaft mit dieser sehr außergewöhnlichen
Yogini eröffnete sich mir der Weg des Yoga, der mich ein paar Jahre
später vom Leben als Mönch in Asien zum freiberuflichen Yoga- und
Meditations-Lehrer in Europa führte.
2) Wer waren Deine Lehrerin oder Deine Lehrer?
Asanas: Durch Paddy McGrath (Schülerin u.a. von BKS Iyengar und Pathabi Jois)
stolperte ich bereits als Anfänger in eine extrem fortgeschrittene
Asana-Praxis hinein, die ich später in dieser akrobatischen Intensität
bei keinem Lehrer mehr erfahren durfte.
Bei Achariya Venkatesh (Indien) lernte ich in Mysore eine
systematische Asana-Reihe kennen, die mir mit viel Strenge und
Genauigkeit eingebläut wurde und die mich am Anfang täglich begleitete.
Drei Levels von intensiven Yogalehrer-Ausbildungen absolvierte ich bei Nicky Knoff in Australien, die ebenfalls viele Jahre bei Iyengar und Jois gelernt hatte.
Ein weiterer sehr geschätzter Yogalehrer ist der in den USA lebende Inder Aadil Palkhivala. Er wurde bereits als Kind von BKS Iyengar unterrichtet, stieg aber in späteren Jahren - wie alle meine anderen Lehrer- aus dem autoritären Iyengar-System aus.
In diesem Jahr haben mich besonders Angela Farmer (UK) mit ihrem intuitiven und unkonventionellen Stil und Simon Park (USA) mit seiner authentischen und offenen Art, auch anspruchsvolle Asanas zu unterrichten, beeindruckt.
Yoga-Philosophie: Bis jetzt konnte mir dieses wichtige und schwierige Thema niemand mit so viel Humor, Leichtigkeit und Tiefe erklären wie Eberhard Bärr („Upasana“), der ebenfalls viele Jahre in Asien verbracht hat.
Meditation: Einige der Lehrer und Traditionen (wie z.B. Godwin aus Sri Lanka und Vipassana nach S.N. Goenka) gehen noch auf meine Mönchszeit zurück.
In den letzten Jahren waren besonders Richard Stiegler („Seele und Sein“) und die Reden und Texte von Eckhart Tolle („Die Kraft des Jetzt“) eine große Inspirationsquelle für mich.
3) Warum und wann hast Du Dich entschieden Yogalehrer zu werden?
Anfänglich entschied ich mich für die Yogalehrer-Ausbildung, um
meine eigene Praxis zu vertiefen. Kurz vor Ausbildungsbeginn im Jahre
2004 beschloss ich jedoch, nach 12 Jahren die Mönchsrobe abzulegen.
Dadurch erhoffte ich mir nicht nur, andere auf ihrem spirituellen Wegen
begleiten zu können, sondern auch, mir als Lehrer einen Lebensunterhalt
zu schaffen.
4) Welchen Yogastil unterrichtest Du? Warum gerade diesen und wo sind Deine Schwerpunkte?
Den Stil kann ich (zum Glück) mit keinem Schlagwort oder einer Tradition
bezeichnen. Die unterschiedlichen Lehrer und Traditionen haben mich
zwar beeinflusst, aber mein Unterricht hat sich aus meiner Praxis
entfaltet und entwickelt sich kontinuierlich weiter.
Ein Schwerpunkt meines Unterrichts liegt in der präzisen
Asana-Unterweisung. Dynamische Bewegungsabläufe, Dehnungs-Sequenzen (wie
z.B. Hüftöffner), kräftigende Übungen (wie z.B. Steh- und
Umkehrhaltungen) und stilles Nachspüren sind ebenfalls wesentliche
Inhalte.
Dabei sind neben der Körperausrichtung auch Atmung und Geist immer
wieder Gegenstand der Betrachtungen. Einen weiteren wichtigen
Schwerpunkt lege ich auf den Meditations-Unterricht. Dabei wende ich
unterschiedliche Methoden an, die sowohl für Anfänger als auch für
Erfahrene geeignet sind und die zur Selbstpraxis inspirieren sollen.
Neben Pranayama sind auch offene Gesprächsrunden ein wichtiger Teil
meines Unterrichts, da erst durch einen ehrlichen Erfahrungsaustausch
konkrete Fragen, Probleme und Möglichkeiten geklärt werden können.
5) Warum Yoga üben? Was möchtest Du im Yogaunterricht vermitteln?
Durch eine ausgeglichene und ausgleichende Asana-Praxis ist es möglich,
körperliche Beschwerden zu reduzieren oder aufzulösen. Daraus entfaltet
sich körperliche Geschmeidigkeit und Kraft, die der einseitigen
Lebensweise und dem Alterungsprozess entgegenwirkt und sich auf das
psychosomatische Wohlbefinden positiv auswirken kann. Wenn sich aber das
Üben auf den körperlichen und damit auf den äußerlichen Teil des Yoga
beschränkt, dann bleibt das eigentliche Ziel auf der Strecke: die
persönlichen Verhaltensmuster und leidvollen Spannungen zu erkennen,
aufzulösen und zunehmend mit dem gegenwärtigen Augenblick und dem
Lebensfluss zu harmonisieren.
Im Yogaunterricht versuche ich zu vermitteln, dass es zwar gut ist, sich
um den eigenen Körper richtig kümmern zu können, es aber letztendlich
um einen meditativen, gelassenen und humorvollen Weitblick für das Ganze
geht.
6) Dein Lieblingsmantra oder Dein Lieblingszitat ist…..
„Wenn du zu wenig/keine Asana praktizierst, schwächst du deinen Körper;
aber wenn du zu viel Asana praktizierst, stärkt du bloß dein Ego.“ (Frei
nach Aadil Palkhivala)
7) Deine Lieblings-Asana ist… und wieso?
Adha Mukha Vrikshasana (Handstand): eine Asana, die Courage, Balance und Kraft miteinander verbindet.
Zur Person
Da Florian Palzinsky die Unabhängigkeit und das Reisen liebt,
hat er bis auf weiteres nicht vor, ein Yogastudio zu betreiben. Bis
jetzt hat er auf 3 Kontinenten in 14 Ländern unterrichtet. Derzeit lehrt
er in Österreich (OÖ, Salzburg, Wien, Tirol) und Europa (Deutschland,
Spanien, Holland) und überwintert in Asien (Indien, Sri Lanka). Er hält
Yoga- & Meditations-Workshops, Retreats, Yoga-Holidays, Yoga-und
Meditationskurse. Ab Juni 2012 leitet er ein 2-jähriges
Yoga-Intensiv-Training im Salzkammergut.
www.yogaundmeditation.at